Über Küken und Hennen
Eine Henne und ihre Küken
Eine Gruppe von Küken, die sich um ihre Mutter schart: Ein Bild, das man aus Kinderbüchern kennt – und das nicht ohne Grund. Die Beziehung zwischen Küken und ihrer Mutter ist sehr eng, sogar schon vor dem Schlüpfen. Die Henne brütet ihre Eier drei Wochen lang aus. Jeden Tag dreht sie jedes einzelne Ei bis zu dreißig Mal um, um für die Eier optimale Wärme- und Feuchtigkeitsbedingungen zu schaffen. Nach dem Schlüpfen bleiben die Küken für ein oder zwei Monate ganz nah bei ihrer Mutter. Sie lehrt ihnen, was sie fressen können und beschützt sie vor Raubtieren. Nachts schlafen die Küken unter ihren Flügeln.
In den letzten Jahren haben Wissenschaftler die Beziehung zwischen Mutterhenne und Küken studiert und dabei gelernt, einige ihrer Rufe und ihrer Gesten zu verstehen. Eine dieser Gesten dient dazu, die Küken zum richtigen Futter zu führen. In einer Studie trennten die Wissenschaftler die Henne kurzzeitig von ihren Küken. Dann legten sie feinstes Futter in eine Schale einer bestimmten Farbe. Nach der Zusammenführung sah die Henne, dass ihre Küken das Futter am „falschen“ Platz suchten. Die Wissenschaftler konnten belegen, dass die Henne mithilfe der zuvor dokumentierten Gesten zum Anzeigen von gutem Futter versucht hat, ihren Küken zu zeigen, welches das richtige Futter ist.
Geburt in einer Brüterei
Küken, die für die Eier- und Geflügelfleischindustrie zur Welt kommen, lernen niemals ihre Mutter kennen und werden auch nie eigene Küken großziehen können.
Zur Aufzucht von Zuchthennen gibt es spezielle Anlagen. Die befruchteten Eier der Hennen werden in die Brütereien gebracht. Anstatt durch die Wärme der Mutter werden die Eier künstlich ausgebrütet, und statt im Nest müssen die Küken in speziellen Schlupfkästen zur Welt kommen.
Wissenschaftler konnten über dreißig verschiedene Ruflaute von Küken entschlüsseln. Sie fanden heraus, dass wenn ein Küken im hohen Gras verloren geht, es einen bestimmten Laut ausruft, den man übersetzen kann mit „Mama, Mama, wo bist du?” Die Mutter wiederum antwortet darauf mit einem eigenen Antwortruf. Die Küken aus den Brütereien rufen auch noch 3-4 Tage nach dem Schlüpfen auf diese Weise vergeblich nach ihren Müttern, stellten die Wissenschaftler beim Aufzeichnen und Analysieren der Rufe der Küken in Brütereien fest.
Das Leben eines Kükens in der Fleischindustrie
Das Leben eines Kükens in der Fleisch- und Eierindustrie ist hart und kurz.
Für die Ei- und Fleischindustrie werden verschiedene Rassen von Hühnern gezüchtet.
Ein Huhn in der Fleischindustrie hat einen missgebildeten Körper, der dazu gezüchtet wurde, übermäßig schnell zu wachsen. Dies ist das Resultat künstlicher Selektion, die größtenteils in den letzten 70 Jahren durchgeführt wurde, um den Körper des Huhns den finanziellen Anforderungen der Industrie anzupassen. Die Brust (sie ist das gewinnbringendste Körperteil) wurde durch diesen Prozess aufgebläht, während die Lungen und die Knochen sich nicht mitentwickelten. Ein junges Huhn schafft es kaum, auf den eigenen Beinen zu stehen und leidet oft unter Atemnot. Im Alter von 6 Wochen, wo es eigentlich noch unter dem Flügel seiner Mutter schlafen sollte, wiegt es so schon mehr als 2 Kilogramm. Dies ist auch der Zeitpunkt, in dem es auf ein Laufband gepackt wird, das es zum Schlachter bringt – häufig sogar noch früher.
Das Leben eines Huhns in der Eierindustrie
Um alle Ansprüche der Eierindustrie zu decken, mussten verschiedene Rassen von Hühnern gezüchtet werden. Diese Rassen wurden dazu entwickelt, viele Eier zu legen. Wenn Küken dieser Züchtung in der Brüterei schlüpfen, werden sie sortiert. Die Weibchen werden später viele Eier legen und werden dazu in Betriebe geschickt, die sie die wenigen Monate bis zur Geschlechtsreife aufziehen. Dann werden sie in einen Stall umgesiedelt, in dem die Eier gelegt werden.
Nach dem 2010 in Kraft getretenen Verbot der Käfighaltung werden in Deutschland immer noch Hennen in Kleingruppenkäfigen gehalten. Diese stellen jedoch keinen großen Unterschied zur Käfighaltung dar. Auch dort können die Hennen ihre grundlegenden Bedürfnisse nicht ausleben. Durch den daraus entstehenden Stress fangen die Hennen an, andere Hennen zu bepicken und sie dadurch teilweise auch zu verletzen. Um größere Schäden zu vermeiden, trennt die Industrie den Hennen deswegen einfach einen Teil ihres Schnabels ab. Wenn eine Henne ein Alter von knapp anderthalb Jahren erreicht hat, ist ihre „Eierproduktion“ so weit zurückgegangen, dass sie keinen wirtschaftlichen Nutzen mehr bringt. Sie wird aus dem Käfig oder Stall genommen und getötet. An ihre Stelle kommt eine neue, jüngere Henne.
Das Töten der Küken
Die männlichen Küken sind weder für die Fleischindustrie noch zur Eierproduktion zu gebrauchen. Natürlich legen sie als Männchen keine Eier, und für die Fleischindustrie sind sie auch nicht profitabel, da sie nicht auf überschnelles Wachstum gezüchtet sind wie die Rassen der Geflügelfleischindustrie. Deswegen sind sie überflüssig und werden in der Brüterei getötet. Sie sind nicht die einzigen Küken, die in diesen Anlagen getötet werden. Dort werden auch Küken getötet, die körperlich missgebildet zur Welt kommen oder verletzt sind. Ebenso diejenigen, die zu spät geschlüpft sind.
Es werden spezielle Maschinen benutzt, um die Küken zu töten. In einem Maschinentyp werden die Küken lebend zermahlen: sie werden lebendig in einen Schacht mit scharfen, rotierenden Klingen geworfen, die die Küken lebendig zerkleinert. In einem anderen Maschinentyp werden sie zwischen zwei entgegengesetzt drehenden Zahnrädern zerquetscht. Der dritte Maschinentyp funktioniert wie eine Gaskammer: Die Küken werden in einen Behälter gesteckt, der mit Giftgas gefüllt wird. Es werden zwei verschiedene Sorten von Gas benutzt: CO2 ist beliebt, weil es billig und leicht erhältlich ist. Aber CO2 verursacht den Küken Schmerzen, da es durch seine ätzende Wirkung ihre Augen und Weichteile schmerzvoll angreift, bevor sie bewusstlos werden. Andere auf Edelgasen wie Argon basierenden Gasmischungen gelten als schonender und weniger schmerzvoll, werden aber wegen des höheren Preises selten eingesetzt.
Zusammen können wir Millionen von Küken retten
Das Töten der männlichen Küken ist ein unvermeidbarer Teil der Eier- und zum Teil auch der Geflügelfleischindustrie. Die einzige Möglichkeit, dagegen anzugehen, ist es, den Konsum dieser Produkte zu verringern. Eine einfache Rechnung zeigt, dass wir Millionen von Küken das Leben retten können, wenn wir nur ein Ei weniger in der Woche essen.
In Deutschland:
Der Deutsche konsumiert durchschnittlich 212 Eier im Jahr. Mit nur einem Ei weniger in der Woche würde man den Konsum schon um 24% senken. Ein sinkender Eierkonsum würde auch eine sinkende Nachfrage an Legehennen bedeuten und somit weniger schlüpfende Küken, also auch 24% weniger getötete Männchen. Da ca. 65 Millionen Legehennen benötigt werden, um diese Menge an Eiern zu legen, würde dies bedeuten, dass fast 16 Millionen männliche Küken im Jahr weniger sterben müssen - mit nur einem Ei weniger pro Woche.